Absinth
Absinth ist eine Spirituose auf Basis von Wermut, Anis oder Fenchel mit einer typischerweise grünen Farbe. Der Alkoholgehalt liegt zwischen 45-85 % Vol.. Für die Herstellung von Absinth kommt Neutralalkohol (Agraralkohol) zum Einsatz, in dem die Kräuter eingeweicht werden. Anschließend erfolgt die Destillation, die gleichzeitig die starken Bitterstoffe des Wermuts nahezu neutralisiert. Die Färbung des Destillats wird durch erneute Zugabe von Kräutern erreicht, oder aber auch durch Lebensmittelfarbe.
Über kaum eine Spirituose ranken sich so viele Geschichten wie über den Absinth. So soll er angeblich blind machen, Halluzinationen, sowie starke gesundheitliche Schäden hervorrufen. Dieser Mythos wurde in der Vergangenheit jedoch längst widerlegt. Vermehrt kam im Herstellungsprozess minderwertiger Alkohol zum Einsatz. Ein desolates, gesundheitsschädliches Endprodukt war selbstredend vorprogrammiert. Selbst der kontinuierliche Konsum von Absinth wurde vielfach maßlos übertrieben und sein überdurchschnittlicher hoher Alkoholanteil verharmlost, infolgedessen sein Image nachhaltig litt und sogar heute noch ein leicht biederen Charakter innehat.
Das Besondere am Absinth ist der extrem hohe Alkoholanteil, wodurch man ihn vordergründig als Arznei, sowie Heilmittel assoziiert. So wurde er bereits von der französischen Armee als Heiltrank eingesetzt und konnte sehr kostengünstig hergestellt werden. Das steigerte den Absatz zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert enorm, die Bevölkerung wurde durch den übermäßigen Alkoholkonsum nachhaltig beeinträchtigt. Das übermäßige Konsumverhalten spaltete die Gesellschaft. Gewalt war vielerorts an der Tagesordnung, und auch die Produktivität sank, sodass Anfang des 20. Jahrhunderts ein Verbot für Absinth in vielen europäischen Ländern erhoben wurde. Die Hersteller sahen sich gezwungen, auf andere Produkte zu konzentrieren, mit besonderem Fokus auf die Produktion von Pastis, der fortan als Ersatz diente.
Auch Pastis wird wie viele Absinthe mit Sternanis hergestellt, hat nach der Destillation aber einen deutlich geringeren Alkoholanteil.
In den späten 1990er erlebte der Absinth einen ungeahnten Aufschwung. Es erfolgte eine Legalisierung und nachhaltige Imagepflege. Des Weiteren führte man eine Thujonbegrenzung von 35 mg pro Liter ein, da dem Thujon (Absinthol) die negative Wirkung des Absinths zugesprochen wurde. Absinthol gilt per Definition als Nervengift, kann epileptische Anfälle, sowie Verwirrtheit auslösen und ist Bestandteil vieler Pflanzen, wie Rosmarin, Thymian, Wermut und Thuja.
Angesichts seines hohen Alkoholgehalts wird Absinth für gewöhnlich nicht pur verzehrt, vielmehr analog zum Pastis mit Wasser oder Eiswasser auf Trinkstärke verdünnt, was ihn milchig werden lässt. Die im Absinth, aber auch anderen Anisschnäpsen enthaltenen ätherischen Öle ergeben durch die Zugabe von Wasser eine Emulsion. Zwei nicht mischbare Flüssigkeiten "entmischen" sich und sorgen effektvoll für die Eintrübung im Glas. Den sogenannten Louche-Effekt erreicht man auch bei Ouzo, wenn ihm Eiswürfel zugefügt werden, sowie bei vielen weiteren Anislikören.